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Schon eine einzige Fallstudie oder eine einzelne Geschichte kann Herz und Verstand beflügeln. So erfuhren auf dem ESN-Seminar zur inklusiven Aktivierung in Wien die 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 25 Ländern von der wahren Geschichte Macaos, dem Anwalt für Menschen mit Behinderungen, der erklärte, wie ein persönlicher Plan und soziale Unterstützung ihm halfen, die Hindernissen zu überwinden, die ihm im Laufe der Jahre den Weg ins Berufsleben versperrten.

Sie hörten auch die Geschichte von Sofia, einer alleinerziehenden Mutter mit vier jungen Kindern, die unter häuslicher Gewalt leidet und sich um ihren Vater kümmern muss, der nun Anzeichen von Alzheimer zeigt. Obwohl es ein fiktiver Fall war, illustrierte Sofias Geschichte anschaulich die vielfältigen Probleme und Verwundbarkeiten von Kunden, mit denen es die kommunalen öffentlichen Dienste in ganz Europa in ihrer Arbeit zu tun haben. Vielleicht ist es nicht ihre vorrangige Sorge, einen Job zu finden. Mit dem richtigen Betreuungskonzept und Unterstützung durch fürsorgliche Fachkräfte mit den entsprechenden Fähigkeiten können sie dennoch erfolgreich in die Gesellschaft eingegliedert werden.

Herwig Immerwoll von der OECD sprach über die Bedeutung bürgernaher Dienstleistungen, um die vielfältigen Hindernisse beim Eintritt ins Erwerbsleben zu beseitigen, mit denen Menschen konfrontiert sind, die Unterstützung bei sozialen Diensten suchen. Alessandra Marini von der Weltbank stellte einige der Instrumente vor, die funktionieren, wenn sie in integrativer Weise eingesetzt werden: Vermittler oder Fach- bzw. Sozialbetreuer, IT-Management-Systeme und zentrale Anlaufstellen. Agota Scharle vom Budapest Institute betonte, dass Dienstleistungen stärker koordiniert werden müssten, um Leistungsempfängern die für sie relevanten Angebote zukommen zu lassen und so ihre Erfolgschancen zu verbessern.


Ein Strang, der sich durch alle Sitzungen und die lebhaften Gespräche am Rande zog, war die unverzichtbare Notwendigkeit von Partnerschaften zur Erbringung effektiver Dienstleistungen. Es wurden innovative Instrumente vorgestellt, die gemeinsam von den sozialen Diensten genutzt werden, wie zum Beispiel das Experiment zum Grundeinkommen in Finnland, das eingebettet ist in einen Rahmen zur umfassenden Reform der sozialen Sicherung. Der Plan zur sozialen Inklusion in Gipuzkoa (Nordspanien) stellte die sozialen Dienste als Teil eines breiteren Netzwerks von Akteuren heraus, die alle partnerschaftlich an einer Lösung aus Sicht der Gemeinschaft arbeiten. Das Projekt‚ Back to the future – Beschäftigung‘ in Wien ist ein Beispiel dafür, wie ein gut durchdachtes Aktivierungsprogramm, das in Partnerschaft mit der Gemeinschaft durchgeführt wird, benachteiligte Jugendliche in Beschäftigung und Ausbildung bringen kann.

Inklusive Aktivierung: die wichtigsten Erkenntnisse

Aktivierung mit Unterstützung sozialer Dienste

Ein Schwerpunkt des Seminars lag auf der gemeinsamen Aktivierung mit sozialen Diensten, um die am stärksten benachteiligten Menschen zu erreichen, und auf der Zusammenarbeit mit anderen Diensten, um den Bedarf ganzheitlich zu ermitteln und integrierte Pläne zu erstellen, die genau auf die jeweilige Person zugeschnitten sind.

Eine effektive und partnerschaftliche Zusammenarbeit

Es wurde deutlich, dass die richtigen Fachkräfte aus den richtigen Bereichen zusammenarbeiten sollten, um eine Aktivierung zu unterstützen, die jeden Einzelnen, insbesondere jene, die am weitesten vom Arbeitsmarkt entfernt sind, befähigt und fördert. Zusammen mit den Arbeitsagenturen sind die sozialen Dienste von grundlegender Bedeutung, um Gruppen mit komplexen sozialen Bedürfnissen erfolgreich ins Berufsleben zu integrieren.

Gemeinsame Erbringung

Einige der erfolgreichsten Initiativen sind nicht in der Zivilgesellschaft verankert, sondern arbeiten mit den Erwachsenen, denen sie helfen sollen, zusammen. Annemette Kolby erklärte, wie die Teilnahme an einem Programm für Langzeitarbeitslose in Aarhus (Dänemark) ihr half, ihr eigenes Geschäft zu gründen während sie noch Arbeitslosenunterstützung bezog.

Individuell maßgeschneiderte Pläne

Es ist von entscheidender Bedeutung, die Entwicklung individuell maßgeschneiderter Pläne zu überwachen und Menschen dabei zu unterstützen, eine Beschäftigung zu finden bzw. diese zu behalten, damit sie sich in der Gesellschaft wertgeschätzt fühlen; dazu gehören nicht nur Ausbildung, sondern auch Berufspraktika und Coaching am Arbeitsplatz.

Investitionen in die Beschäftigten

Die Fachkräfte sozialer Dienste spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Aktivierung inklusiv zu gestalten, denn sie sind es, die auf die Bedürftigsten zugehen, Arbeitsvermittler unterstützen, die Bedürfnisse ermitteln und als Vermittler und Fallmanager fungieren.

Im Laufe des Seminars wurde deutlich, dass Menschen, die Unterstützung von sozialen Diensten in Anspruch nehmen, auf verschiedene Hindernisse auf dem Weg in Beschäftigung stoßen. Soziale Dienste spielen eine wichtige Rolle dabei, auf die am stärksten benachteiligten Menschen zuzugehen und gemeinsam mit den Arbeitsagenturen an der Umsetzung eines Konzepts zur sozialen Inklusion zu arbeiten, das auf Personalisierung und Empowerment beruht. Kurz gesagt, Aktivierung kann nur gelingen, wenn sie in Partnerschaft umgesetzt wird und in ihrer Reichweite und ihrem Anspruch umfassend ist.