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ESN-Arbeitsgruppe für Menschen mit Behinderungen


Die zweite Sitzung der ESN-Arbeitsgruppe für Menschen mit Behinderungen fand am 12. und 13. März in Brighton statt. Während dieser beiden Tage erörterten leitende Fachkräfte von Kommunal- und Regionalbehörden aus sieben Ländern (Dänemark, Finnland, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien) das Konzept integrierter Sozialleistungen vor dem Hintergrund europäischer Politik und nationaler Praktiken in diesem Bereich.


Warum integrierte Sozialleistungen? Der europäische und internationale Kontext


Die Empirie zeigt, dass sich mangelnde Koordination in der Betreuung negativ auf die Ergebnisse für Betroffene auswirkt und zugleich zu geringer Qualität und hohen Kosten in der Betreuung führen. Menschen mit Behinderungen haben mit einem höheren Maß an sozialer Benachteiligung und Schwierigkeiten in der Nutzung von Leistungen zu kämpfen und benötigen ein breites Spektrum verschiedener Dienstleistungen. Für sie wie auch für andere Gruppen lässt sich durch integrierte Sozialleistungen ein dreifaches Ziel verwirklichen: die Bewältigung von zunehmend komplexen Lebenssituationen durch kooperative Arbeitsansätze, die bessere Nutzung von Ressourcen sowie das Erreichen von besseren Ergebnissen für Betroffene.


Im Sozialinvestitionspaket von 2013 fordert die Europäische Kommission integrierte Sozialleistungen zur Verbesserung einer effektiven Sozialpolitik und zur Bekämpfung von Benachteiligung und Ausgrenzung. Ebenso ist die Integration von Sozialleistungen ein Beitrag zur Implementierung des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und des Rechts von Menschen mit Behinderungen auf ein selbstbestimmtes Leben. Insbesondere wird in Artikel 19 festgelegt, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu den Leistungen haben sollen, die sie zur Unterstützung ihres Lebens in der Gemeinschaft und ihrer Einbeziehung in die Gemeinschaft benötigen.


Kommunalen und regionalen Praktiken der Integration


Die unabhängige Wissenschaftlerin Sarah Carr mit Schwerpunkt auf Politikanalyse stellte ein Dutzend gesammelter Praktiken vor, die von den Mitgliedern der ESN-Arbeitsgruppe eingereicht worden waren. Die Praktiken zeichnen sich auf Politik- und Praxis-Ebene durch unterschiedliche nationale Ansätze in der Integration von Sozialleistungen aus. Einige wurden im Kontext von Deinstitutionalisierung ausgearbeitet, so zum Beispiel das irische Projekt „Zeit zum Abschied von Heimumgebungen“; andere entstanden als Reaktion auf die weiterhin vorhandene Notwendigkeit einer koordinierten, kooperativen und multidisziplinären Unterstützung auf kommunaler Ebene – unabhängig von der Frage, ob von der Zentralregierung politische Impulse für Integrationsmaßnahmen ausgehen.


Zentrale Aussagen für integrierte Sozialleistungen


Trotz dieser Unterschiede und der Vielfalt der untersuchten Leistungen – sei es im Bereich des Wohnungswesens, der Gesundheit oder der Arbeit – wurden mehrere zentrale Aussagen deutlich. Leistungen für Menschen mit Behinderungen müssen um den Betroffenen herum aufgebaut sein, zum Beispiel durch individuelle Pläne und Bewertungen. Eine gemeinsame Zielsetzung sämtlicher Fachkräfte ist ein Schlüsselfaktor für personenzentrierte Sozialleistungen. Übergangsphasen im Leben sollten von den Kommunalbehörden als Priorität behandelt werden, da eine koordinierte Unterstützung in diesen Zeiten am dringendsten benötigt wird. Integration bietet nur einen Nutzen, wenn sie mit hochwertigen Leistungen kombiniert wird und die Betroffenen in die Leistung einbezieht (durch gegenseitige Unterstützung und Mechanismen zur gemeinsamen Erbringung). Die Entwicklung von solidarischen Gemeinschaften vor Ort ist für eine vollständige Eingliederung von Menschen mit Behinderungen unverzichtbar.


Die nächsten Schritte


Eine endgültige Bewertung der Praktiken im Bereich integrierter Sozialleistungen wird im April als einzelner Beitrag vorgelegt. Dieser Beitrag rahmt sich ein in das umfassendere Leitthema „Integrierte Sozialleistungen“, welches sich das Europäische Soziale Netzwerk für das Jahr 2015 ausgesucht hat, und zu dem auch ein Seminar am Jahresende stattfindet.


Die nächste Sitzung der Arbeitsgruppe für Menschen mit Behinderungen findet im Oktober/November dieses Jahres statt. In der nächsten Sitzung werden Politiken und Praktiken in mit der Einbeziehung von Betroffenen thematisiert.


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