Skip to main content

Angesichts der Finanzkrise hat die Europäische Kommission die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, ihre Sozialsysteme zu modernisieren und die Empfehlungen des Sozialinvestitionspakets aus dem Jahr 2013 umzusetzen, nach denen soziale Politiken und Leistungen überprüft werden müssen, um wirksame soziale Dienste zu identifizieren.


Vor diesem Hintergrund hat das Europäische Soziale Netzwerk (ESN) im Jahr 2014 als neuen Arbeitsbereich den Schwerpunkt der evidenzbasierten Praxis im Sozialwesen ins Leben gerufen und zu diesem Zweck ein Panel für evidenzbasierte Praxis eingerichtet.


Definition von evidenzbasierter Praxis


Evidenzbasierte Praxis lässt sich als Kombination von gut erforschten Praxisbeipielen mit Erfahrungswerten, ethischen Grundsätzen und den Präferenzen und Kulturen der Betroffenen zur Gestaltung der Planung und Umsetzung von geeigneten Leistungen definieren.


Ein weiterer Aspekt ist die Frage, wie sich die Nutzbarkeit und Unabhängigkeit angewandter Forschung gewährleisten lässt. Das ESN-Panel hat als gute Praxis die frühzeitige Einbindung aller relevanten Beteiligten – darunter Wissenschaftler, Fachkräfte und Betroffene – identifiziert.


Zwei Fallstudien: Dänemark und die Niederlande


In Dänemark wurde der nationale Ausschuss für Sozialwesen mit der Einrichtung einer dänischen Abrechnungsstelle beauftragt, die notwendigen Kapazitäten auf Verwaltungs- und Organisationsebene für den Umgang mit Evidenz aufbaut – eine direkte Reaktion auf die als zu langwierig empfundene Handlungskette von der Ausarbeitung einer bestimmten Politik zur Erbringung von sozialen Diensten.


Das niederländische Zentrum für soziale Entwicklung MOVISIE verfolgt einen anderen Ansatz evidenzbasierter Praxis, in dessen Mittelpunkt die Entwicklung einer aus öffentlichen Geldern geförderten Datenbank über evidenzbasierte Maßnahmen der Sozialarbeit steht. Die Datenbank besteht aus 250 Programmen und ist auf der Grundlage von drei „Bewertungsstufen“ aufgebaut, die von evaluierten Erfahrungswerten – einschließlich randomisierter, kontrollierter Studien – bis hin zu stärker theorie-orientierten Bewertungen reichen.


Schlussfolgerungen


Angewandte Forschung im Bereich der Wirksamkeit und Effizienz ermöglicht Politikern und Sozialamtsleitern die Entwicklung von evidenzbasierten Politiken und Praktiken. Dieser Ansatz bietet das Potenzial zur langfristigen Verbesserung der Qualität und Zielgerichtetheit der Leistungen für die Betroffenen und sorgt zugleich für Effizienz in finanzieller Hinsicht. Allerdings ist ein solcher Ansatz mit eigenen Herausforderungen verbunden, darunter die Genauigkeit in der Datenerfassung sowie die Weitergabe, Koordination und Bewertung von Daten und Erfahrungswerten.


Zukunftsausblick


ESN wird auch in diesem Jahr seine Arbeit im Bereich der evidenzbasierten Politik fortsetzen und die Bewertungsrahmen für Programme des öffentlichen Sozialwesens einer Überprüfung unterziehen; ebenso findet ein Forum für Fachkräfte aus der Praxis und der angewandten Forschung statt. Die wichtigsten Ergebnisse werden in einem weiteren Bericht zusammengefasst; außerdem wird ein Leitfaden für einen Rahmen zur gemeinsamen Überprüfung mit den wichtigsten Beteiligten herausgegeben. Weitere Informationen und aktuelle Meldungen finden Sie auf unserer Webseite unter Evidenz und Innovation.