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Die gegenwärtige Pandemie erfordert ein Umdenken bei der Langzeitpflege in Europa.

In der neuesten Ausgabe der Webinar-Reihe des Europäischen Sozialen Netzwerks (ESN) zu COVID-19 stehen die Auswirkungen des Virus auf die Langzeitpflege im Mittelpunkt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, Ungarn und Schottland haben über die Herausforderungen und unmittelbaren Reaktionen der öffentlichen Verwaltung diskutiert und eine Debatte darüber angestoßen, welche Instrumente und politischen Veränderungen erforderlich sind, um besser auf künftige Krisen vorbereitet zu sein.

COVID-19 hat ältere Menschen unverhältnismäßig stark betroffen, was sich in den vergangenen Monaten dramatisch auf die Erbringung von Langzeitpflege ausgewirkt hat. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten machten die Todesfälle in Pflegeheimen 30–60 % aller Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 im ersten Monat des Ausbruchs aus. Um die Langzeitpflege aufrechtzuerhalten und das Leben sowohl der Bewohnerinnen und Bewohner als auch der Pflegekräfte zu schützen, mussten die Behörden auf gleich mehrere Herausforderungen reagieren.

Multiple Herausforderungen

Den Referentinnen und Referenten zufolge stellte der Mangel an persönlicher Schutzausrüstung für das Pflegepersonal eine der größten Herausforderungen dar. Außerdem war die Belegschaft aufgrund von COVID-19-Fällen oder Verdachtsfällen unter dem Pflegepersonal erheblich dezimiert. Die sich rasch verändernde Situation erforderte eine ständige Kommunikation, um Mitarbeiter, Angehörige und Bewohner über die erforderlichen Schutz- und Pflegemaßnahmen auf dem Laufenden zu halten. Dies galt insbesondere für Menschen mit speziellen Erkrankungen wie Demenz, die Schwierigkeiten hatten, die Schutzmaßnahmen zu befolgen. Soziale Distanzierung und Isolation wirkten sich oft negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner aus. Eine mangelnde Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheits- und Sozialwesen verhinderte in einigen Ländern wirksame Maßnahmen gegen den Ausbruch. Testergebnisse wurden nicht immer so schnell wie nötig übermittelt.

Schnelle und integrierte Maßnahmen

Dagmar Vogt-Janssen, Bereichsleiterin des Kommunalen Seniorenservice der Stadt Hannover (Deutschland) berichtete, dass Hannover rasch eine Reihe von Maßnahmen ergriffen habe, wie z. B. die Einrichtung einer Hotline für Notfälle und Informationen, die Bildung eines Kriseninterventionsteams oder die Schaffung von Räumen für die Isolation von Patienten. Die enge Zusammenarbeit der Sozial- und Gesundheitsbehörden war entscheidend für die Eindämmung der Pandemie. Um eine soziale Isolation zu vermeiden, wurden Besucherboxen in Pflegeheimen eingerichtet und Freiluftkonzerte für die Bewohnerinnen und Bewohner organisiert.

Teodóra Ráczné Németh, Leiterin der Abteilung für Methodik in der Ungarischen Generaldirektion für Soziales und Kinderschutz, erklärte, wie ihre Abteilung den Beschäftigten in der Langzeitpflege Orientierungshilfe und methodische Ratschläge angeboten hat, um ihnen zu helfen, sich an die abrupten Veränderungen in ihrem Tagesablauf anzupassen. Um mit dem Personalmangel zurechtzukommen, verabschiedete die ungarische Regierung eine Verordnung, die es den Pflegeeinrichtungen erlaubte, auf Unterstützung von Arbeitskräften aus anderen Bereichen wie Bildung und Kultur zurückzugreifen.

Peter Macleod, Leiter der Schottischen Sozialaufsicht, berichtete, dass seine Behörde die routinemäßigen Kontrollen vorübergehend ausgesetzt habe, um Infektionen durch externe Besuche zu verhindern.

Lehren für die zukünftige Planung

Dagmar Vogt-Janssen hob hervor, wie wichtig es sei, die Pandemie-Pläne in den Pflegeeinrichtungen auf dem neuesten Stand zu halten, ein Krisenbewältigungsteam in Bereitschaft zu halten und das Personal regelmäßig darin zu schulen, wie Quarantäne- und Isolationsräume eingerichtet werden. Für Krankenhausentlassungen sollten spezielle Protokolle erstellt werden, um Ausbrüche in Pflegeheimen durch die Aufnahme von infizierten Personen zu vermeiden.

Teodóra Ráczné Németh betonte, wie notwendig ein stärker integriertes Vorgehen von Gesundheits- und Sozialwesen für eine wirksame Krisenreaktion sei.

Peter Macleod empfahl, die häusliche Pflege als neue Normalität für die Zukunft zu etablieren und bestand darauf, dass die institutionelle Pflege für ältere Menschen nur für Gruppen mit besonderen Bedürfnissen beibehalten werden sollte. Er sagte: „Von den 86.000 Menschen, die in Schottland zu Hause gepflegt werden, ist nur eine kleine Minderheit von 80 Personen auf tragische Weise verstorben, während fast 2000 Menschen in Pflegeheimen gestorben sind, was 46 % der gesamten COVID19-Todesfälle in Schottland entspricht (Stand: 9. Juli 2020).“

Dr. Kai Leichsenring, Geschäftsführer des European Centre for Social Welfare Policy and Research, betonte, dass auch die informelle Pflege zu Hause anfällig für Pandemiesituationen sein kann, wenn z. B. wie in Österreich Pflegekräfte aus dem Ausland aufgrund von Grenzschließungen nicht ins Land einreisen können. Er unterstrich die Notwendigkeit, Pflegemodelle zu entwickeln, die sich an der Gemeinschaft orientieren und nicht nur an der Familie. Alfonso Lara Montero, Geschäftsführer des ESN, stellte abschließend fest, dass die Förderung häuslicher Pflege in der Gemeinde (Community Care) einer der Schlüsselaspekte sein wird, um die Langzeitpflege widerstandsfähiger zu machen. Dabei wird die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen, um diesen Wandel nachhaltig zu gestalten.

 

Weitere Informationen

  • Die Präsentationen und die Aufzeichnung des gesamten Webinars sind in unserem Mitgliederbereich verfügbar.
  • Wenn Sie mehr über Langzeitpflege erfahren möchten, melden Sie sich einfach hier[MB1]  unserem Seminar "Qualität im Alter und in der Pflege" an.
  • Sie haben ein Beispiel guter Praxis im Bereich der gemeindenahen Pflege, z. B. für ältere Menschen? Dann bewerben Sie hier sich um den Europäischen Preis für das Sozialwesen.

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