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Im Laufe des Jahres 2016 hat ESN aktuelle Entwicklungen und Möglichkeiten für die Beschäftigten im europäischen Sozialwesen analysiert. Dafür haben wir eine Umfrage durchgeführt, eine Übersicht über relevante Literatur und Politikfelder erstellt, und in Zusammenarbeit mit der slowakischen EU-Ratspräsidentschaft ein Seminar organisiert. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit, die ESN zusammen mit Dr. Shereen Hussein von dem Institut für Social Care Work des King’s College London durchgeführt hat, sind in unserem neuen Bericht Investitionen in das Personal des Sozialwesens veröffentlicht. 

Qualifikationen und Kompetenzen

Der Bericht bietet einen Überblick über die Qualifikationen und rechtlichen Rahmenbedingungen für soziale Arbeit und Berufe in der sozialen Arbeit in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweden, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Die Aus- und Weiterbildung in der sozialen Arbeit hat in den vergangenen Jahren in vielen europäischen Ländern erhebliche Veränderungen erfahren – nicht zuletzt durch die Anpassung der Universitätsabschlüsse an die Erfordernisse des Bologna-Prozesses, was die Ausbildungswege in der sozialen Arbeit in hohem Maße harmonisiert hat. Dahingegen unterscheiden sich Berufe im Pflegesektor sowohl zwischen einzelnen Ländern als auch innerhalb der Länder stark. Viele Berufe sind nicht reguliert und erfordern keine formalen Qualifikationen, weshalb die Professionalisierung der Beschäftigten im Sozialwesen enorm wichtig ist, um die Wahl dieser Berufe attraktiver zu machen.

Fachkräfterekrutierung und -bindung

In fast allen europäischen Ländern haben soziale Dienste Schwierigkeiten, freie Stellen zu besetzen und die Personalfluktuation zu begrenzen. Die Umfrage des ESN hat gezeigt, dass fehlende Möglichkeiten in der beruflichen Entwicklung, das Lohnniveau, eine alternde Belegschaft und der Mangel an männlichen Fachkräften unter den Beschäftigten die größten Herausforderungen für ESN-Mitglieder in der Fachkräfterekrutierung und -bindung darstellen. Der Bericht skizziert, wie technische Innovationen, die Würdigung von Fachkräften und eine Begrenzung der Arbeitsbelastung zu einer erfolgreichen Strategie der Mitarbeiterbindung beitragen können.

Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU-Länder

Wie der Bericht des ESN zeigt, bleibt die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen in der sozialen Arbeit umständlich, da die Berufe – im Gegensatz zu Gesundheitsberufen – weder in der Sozialarbeit noch in der Pflege auf europäischer Ebene geregelt sind. Die Rolle von Migranten in der Pflege, die oftmals unter schlechteren Bedingungen und für weniger Lohn als ihre einheimischen Kollegen arbeiten, ist kompliziert. Auf der einen Seite können Migranten helfen, freie Stelle zu besetzen und Pflegeberufe können für Migranten aus ärmeren Ländern eine Chance sein, Arbeit zu finden und ihr Leben zu verbessern. Auf der anderen Seite sind Arbeitsmigranten stärker von Ausbeutung und Isolation bedroht, weshalb es zwingend notwendig ist, ihre Rechte zu stärken.

Personalplanung und Verwaltung

In diesen herausfordernden Zeiten ist eine systematische Personalplanung wichtig, um mit geringern Resourcen, einer hohen Zahl unbesetzter Stellen und neuen Bedürfnissen von Nutzern zurechtzukommen. Das ESN tritt dafür ein, dass Mitarbeiter in die Planungsprozesse von kommunalen Diensten einbezogen werden. Darüber hinaus wird die Abstimmung zwischen Aus- bzw. Fortbildung, Auftragsvergabe und Dienstleistungserbringung immer wichtiger. Der Bericht führt Beispiele aus verschiedenen europäischen Ländern an, wo dies mit Erfolg gelungen ist. Er veranschaulicht auch, wie Risikomanagementsysteme transparenter gestaltet werden können und fördert das Lernen aus Erfolgen und Misserfolgen gleichermaßen, um die Qualität der Pflege zu verbessern.

Empfehlungen für politische Entscheidungsträger, Forscher, Manager und Fachkräfte

Der Bericht beinhaltet eine Reihe von Empfehlungen für unterschiedliche Personengruppen:

  • Politische Entscheidungsträger: Verbesserung der Anerkennung von Qualifikationen in der sozialen Arbeit innerhalb der EU, um Fachkräften eine Beschäftigung in anderen Mitgliedsstaaten zu ermöglichen.
  • Manager und Fachkräfte: Anerkennung und klare Kommunikation dessen, wie Veränderungen in der Arbeitsweise einer Organisation die Rolle von Fachkräften beeinflussen und welcher potentielle Mehrwer für Nutzer erwartet werden kann.
  • Akademiker und Wissenschaftler: Systematische Einbeziehung von Nutzern in die Aus- und Weiterbildung in der sozialen Arbeit.