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Erste Sitzung der ESN-Arbeitsgruppe

Dienstleistungen für ältere Menschen machen im Sozialetat oft den größten Anteil aus. In den letzten Jahren ist der Bedarf an Dienstleistungen gestiegen, und dieser Trend wird sich höchstwahrscheinlich fortsetzen. Vor Kurzem hat das Europäische Soziale Netzwerk (ESN) eine Arbeitsgruppe zum Thema Altern und Pflege gegründet, in der ESN-Mitglieder die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Bereich von Dienstleistungen für ältere Menschen erörtern. An der ersten Sitzung vom 11. bis 12. September in Brighton (Großbritannien) nahmen leitende Fachkräfte aus Kommunal- und Regionalbehörden von sieben Ländern (Island, Belgien, Spanien, Großbritannien, Österreich, Frankreich, Schweden und Lettland) teil.

Experten auf ihrem Gebiet

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Altern und Pflege“ sind kompetent in den Diskussionen zu diesen Themen, da sie die strategische und organisatorische Verantwortung für die Planung, Finanzierung, Leitung, Bereitstellung oder Überprüfung von Dienstleistungen für ältere Menschen haben – sei es in kleineren Gemeinden mit 45.000 Einwohnern oder in Regionen mit bis zu 5,5 Millionen Menschen. Sie arbeiten im Rahmen Ihres nationalen oder regionalen politischen Kontexts und sorgen für die Pflege von älteren Menschen in verschiedenen Umgebungen (ambulante Pflege, Heimpflege, Tagesstätten). Hierbei arbeiten sie mit anderen Sektoren (z. B. dem Gesundheits- oder Wohnungswesen) zusammen und bieten ein breites Spektrum von Dienstleistungen an, darunter Freizeitaktivitäten, Essen auf Rädern oder Fernversorgung.

Europäische Empfehlungen zur Langzeitpflege

Auf der ersten Sitzung analysierten die ESN-Mitglieder den vom Ausschuss für Sozialschutz (SPC) und der Europäischen Kommission Anfang Juni veröffentlichten Bericht „Angemessener Sozialschutz für Langzeitpflege in einer alternden Gesellschaft“. Niclas Jacobson, Vorsitzender der SPC-Arbeitsgruppe zum Thema „Altern“, stellte die Empfehlungen des Berichts vor, die denen des Sozialinvestitionspakets (SIP) entsprechen und die Bereiche Prävention und Rehabilitation, altersfreundliche Umgebungen sowie den Einsatz von Technologie in den Mittelpunkt stellen. Ebenso wird im Bericht eine Untersuchung der am besten und kosteneffektivsten funktionierenden Politiken und Praktiken angeregt. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe dienen als Beitrag zur regionalen und lokalen Umsetzung der Empfehlungen des SPC-Berichts.

Lokale Perspektiven auf Dienstleistungen für ältere Menschen

Zwei Gruppenmitglieder stellten Fallstudien über die Art von Betreuung vor, die eine ältere, pflegebedürftige Person in ihrer unmittelbaren Umgebung erhalten kann; diese Beiträge dienten zur Eröffnung der Diskussion über die Frage, wie sich die gegenwärtigen Herausforderungen mit diesen Praktiken bewältigen lassen.

Die Gemeinde Östersund in Schweden konzentriert sich auf frühzeitige Maßnahmen, den Einsatz neuer Technologien, Treffpunkte und Gelegenheiten zur Freiwilligenarbeit sowie auf die Unterstützung von pflegenden Angehörigen. Die Gemeinde unterstützt Dienstleister durch finanzielle Anreize bei der Bereitstellung von Rehabilitationsdiensten und setzt zur Bewertung bei der Auftragsvergabe 65 Qualitätskriterien ein.

Die Bezirksverwaltung von Barcelona, ein ESN-Mitglied, wies auf die Herausforderungen hin, vor denen sie auf Grund der verzögerten und fragmentierten Umsetzung des Gesetzes zur Unterstützung von Pflegebedürftigen von 2007 steht, in dem Hilfeleistungen für unterstützungsbedürftige Personen geregelt werden. Um die Dienstleistungen weiterhin bereitstellen zu können, hat die Bezirksverwaltung Zuzahlungen, professionelle Schulungen und eine verstärkte Nutzung von Fernversorgung eingeführt sowie Anpassungen im Wohnraum-Angebot vorgenommen.

Die Vorträge halfen bei der Gestaltung der Diskussion über die Auftragsvergabe an öffentliche, gemeinnützige und kommerzielle Anbieter sowie über Methoden zur Qualitätsmessung. Weitere Themen waren die Rehabilitationspflege in Pflegeheimen, Unterstützung für pflegende Angehörige, die Beteiligung älterer Menschen und die Anwendung von Forschungsergebnissen. Zur wirksamen Planung von Dienstleistungen ist Forschungsarbeit erforderlich, doch die Umsetzung der Forschungsergebnisse fällt den Mitgliedern oft schwer, weil es an Daten, politischem Willen oder Ressourcen fehlt.

Die Agenda der Arbeitsgruppe „Altern und Pflege“

Während der nächsten beiden Jahre wird die ESN-Arbeitsgruppe „Altern und Pflege“ die nationalen und regionalen Politikansätze und Praktiken im Bereich von Dienstleistungen für ältere Menschen analysieren. Auf der Basis dieser Analyse wird die Gruppe Empfehlungen für nachhaltige, personenzentrierte Dienstleistungen formulieren. Im Laufe der fünf Sitzungen, die im Zeitraum von 2014 bis 2016 stattfinden, wird sich die Arbeitsgruppe mit den folgenden Themenbereichen befassen:

  • Übergreifende Themen wie Planung von Dienstleistungen, Auftragsvergabe und evidenzbasierte Praxis
  • Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheits- und Sozialwesen
  • Aktives Altern
  • Arbeitskräfte
  • Häusliche Pflege

Im Mittelpunkt der nächsten Sitzung steht die Koordination zwischen dem Gesundheits- und Sozialwesen; zu diesem Thema wird das ESN die Wirksamkeit von Praktiken für die beteiligten Betroffenen, Organisationen und Fachkräfte analysieren.

ESN-Mitglieder finden mehr Informationen sowie die Vorträge der ersten Sitzung im Mitgliedsbereich.