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Eröffnet wurde das Meeting von Minka Vladimirova und Sonya Blazheva, Direktorin bzw. Senior Expertin in der Abteilung für soziale Angelegenheiten der Stadt Sofia, die ESN-Mitglied ist. Vladimirova und Blazheva konstatierten einen Fortschritt bei der Beteiligung von Menschen mit Behinderung in der Planung, Verwaltung und Vergabe von Aufträgen. Vanya Pandieva (Bulgarisches Zentrum für selbstbestimmtes Leben) erzählte von ihren Erfahrungen als behinderte Bürgerin und Nutzerin von Dienstleistungen in Sofia. „Wir müssen daran arbeiten, das ganze Potential selbstbestimmter Lebensführung in Bulgarien auszuschöpfen, damit es nicht zu einer anderen Form der Abhängigkeit kommt“, sagte Pandieva und wies darauf hin, dass es noch immer eine begrenzte Barrierefreiheit von Gebäuden, Informationen und Dienstleistungen gäbe. Lösungen könnten darin bestehen, den Prozess der Bedarfsermittlung und das gegenwärtige „Punktesystem“ zu überdenken, die Mitarbeiterschulung an bürgernahen Standards zur Inklusion auszurichten, die Zusammenarbeit zwischen Fachkräften zu verbessern und integrierte Diensten zu fördern.

Nutzer ins Zentrum der Entwicklung von Strategien und Planung von Dienste rücken

In Frankreich und Dänemark bildet die Beteiligung von Menschen mit Behinderung den Kern des gegenwärtigen Politikwandels. Seit 2014 hat die dänische Stadt Aarhus eine vollständige Umgestaltung ihrer Dienste für Erwachsene mit Behinderung eingeführt. „In den kommenden zehn Jahren könnte das Defizit unsere sozialen Dienste auf 18 Millionen Euro ansteigen, während die Zahl hilfsbedürftiger Menschen wachsen wird. Wir müssen daher unser ganzes Modell überdenken und es den Bedürfnissen der Menschen anpassen“, sagte der Abteilungsleiter Carsten Hansen.

Der Nationale Fonds für Solidarität und Autonomie (CNSA, ESN-Mitglied) erhielt von der französischen Regierung die Aufgabe, eine „Lösung für jeden Menschen mit Behinderung“ zu gewährleisten. Dieser Plan stellt einen fundamentalen Wandel dar. Wurden Pflege und Hilfe früher durch die Art der vorhandenen sozialen Dienste bestimmt, so beginnen Dienstleistungen nun mit dem Menschen selbst und sind auf jeden Einzelnen ausgerichtet.

Experten durch Erfahrung: Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung

Betroffene stehen nicht nur im Mittelpunkt einer jeden Entscheidung und Politikmaßnahme, die sie anbelangt, auch ihre Expertise – z. B. als Mediatoren, Ausbilder, Gutachter oder selbst als Sozialarbeiter – ist nun vollständig anerkannt und im französischen Gesetz verankert. Dieses Prinzip wird hervorragend durch die französischen „GEMs“ verdeutlicht. Diese „gegenseitigen Unterstützungsgruppen“ für Menschen mit Hirnverletzungen werden mit einer minimalen Aufsicht durch Sozialarbeiter und soziale Dienste von den Betroffenen selbst geführt und verwaltet.

Als Teil ihrer „Politik zum Aufbau eines besseren Lebens“ hat der Rat der Grafschaft Gloucestershire (Großbritannien) die Beteiligung von Menschen mit Behinderung in die tägliche Arbeit eingebettet, was die umfangreiche gemeinsame Ausarbeitung der anspruchsvollen Verhaltensstrategie zeigt. Statt kostenintensiver Dienste, die zu unbefriedigenden Ergebnissen führten, ist es dem Rat der Grafschaft Gloucestershire gelungen, Fortschritte bei der Auftragsvergabe von Schulungs- und Krisenunterstützung, Frühintervention und Kosteneinsparungen zu erzielen. Für Richard Amos – der aktiv in einer Selbstorganisation ist (PING – Netzwerk für körperliche Inklusion Gloucestershire), die mit dem Rat der Grafschaft Gloucestershire zusammenarbeitet – ist dies „die Chance, Teil von etwas Größerem zu sein“.

Rezept für eine erfolgreiche Beteiligung von Menschen mit Behinderung?

Die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Informationen wurde sowohl von den Menschen mit Behinderung als auch den Mitarbeitern sozialer Dienste als Schlüssel hervorgehoben, um eine sinnvolle Beteiligung von Nutzern von sozialen Diensten sicherzustellen. Diese kann durch die Nutzung von Materialien wie Piktogrammen oder von einfachen, leicht verständlichen Formaten verbessert werden. Als essentiell wird erachtet, langfristig Vertrauen zu den Mitarbeitern und Betreuern aufzubauen und sowohl Zeit als auch die richtigen Fähigkeiten zum Zuhören zu besitzen. Daher ist es erforderlich, die Ausbildung von Arbeitskräften so anzupassen, dass sie sich auf den Wissensaustausch und die Expertise von Betroffenen stützt, und gemeinsame Werte rund um eine gemeinschaftliche Inklusion und eine Individualisierung hervorzuheben.

Quellen

Auf Menschen mit Behinderung und Betreuungspersonen hören, ein ESN-Video
Mehr über die ESN-Arbeitsgruppe „soziale Dienste für Menschen mit Behinderung“
Alle Vorträge, Videos und Bilder (nur für Mitglieder)
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