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Dem Grünbuch der EU zum Thema Altern zufolge, das kürzlich veröffentlicht wurde, kann die Integration der Pflege die steigenden Gesundheits- und Sozialfürsorgekosten begrenzen. Gleichzeitig kann eine bessere integrierte Versorgung älteren Menschen helfen, länger unabhängig zu bleiben und ihr Wohlergehen zu verbessern, so die Schlussfolgerungen des Grünbuchs.

Am 27./28. April hat das Europäische Soziale Netzwerk (ESN) ein Webinar veranstaltet, um zu diskutieren, wie die Integration der Pflege und Hilfe für ältere Menschen mit komplexen Bedürfnissen in ganz Europa gestärkt werden kann und welche Rolle die öffentlichen Sozialdienste dabei spielen können. Das Webinar ist Teil der vierjährigen ESN-Arbeitsgruppe zur integrieren Pflege und Betreuung über den gesamten Lebenszyklus von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter.

Verbesserung der Lebensqualität von älteren Menschen in den Mittelpunkt der Integrationsbemühungen rücken

Laut einer Umfrage unter den ESN-Mitgliedern, die in Vorbereitung auf das Webinar durchgeführt worden war, ist die Verbesserung der Pflege und der Lebensqualität älterer Menschen eine der wesentlichen Triebkräfte für die Integration von Dienstleistungen im Bereich der Langzeitpflege. Wissenschaftlich bekräftigt wurde dies durch Erkenntnisse, die Eileen Rocard von der OECD präsentierte, als sie der Gruppe erklärte, dass eine bessere Integration die Entwicklung von Gesundheitsproblemen und Pflegebedürftigkeit hinauszögern, das Risiko von Krankenhausaufenthalten verringern und regelmäßige Einweisungen in Notfallambulanzen vermeiden kann. Dies wurde von Camilla Gustavsson vom Kommunalverband Gesundheit und Sozialpflege in Norrtälje (Schweden) an einem Beispiel veranschaulicht: »Seitdem wir von den örtlichen Anbietern verlangen, dass sie Gesundheits- und Pflegedienste sowie gemeindenahe Hilfen in eine stärker integrierten Weise erbringen, ist die Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer sehr hoch, während die Kosten für unsere örtlichen Pflegedienste tatsächlich niedriger als im Vergleich zum landesweiten Durchschnitt sind«.

Unseren Blick auf Langzeitpflege verändern

Wenn wir die Qualität von Langzeitpflege bewerten, sollten wir den Fokus von strukturellen Indikatoren, wie z. B. verfügbare Pflegeplätze, auf ergebnisorientierte Maßnahmen, wie z. B. die Nutzerzufriedenheit, verlagern, so Stefania Ilnica, wissenschaftliche Mitarbeiterin am European Center for Social Welfare Policy and Research. Beispielsweise seien in Dänemark Nutzerinnen und Nutzer gebeten worden, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Diensten und Mitarbeitern zu bewerten, die an der Entscheidung über die Entlassung aus dem Krankenhaus beteiligt sind.

Integration der Langzeitpflege bewerten

In den Diskussionen der Arbeitsgruppe wurde deutlich, dass Integration zwar ein weithin geteiltes Ziel ist, eine Evaluierung der Integration jedoch oft nicht stattfindet, was an fehlenden Ressourcen sowie am Fehlen einer klaren Definition des Begriffs und messbarer Indikatoren liegt. Ein Instrument, um integrierte Systeme der Langzeitpflege besser zu verstehen und zu bewerten, stellte Margrieta Langins vom Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor. Die WHO hat ein Evaluierungsinstrument entwickelt, das Faktoren wie den Bedarf der Bevölkerung, Leistungen der Versorgungssysteme, beteiligten Anbieter und Rahmenbedingungen erfasst. Das Instrument enthält Leitlinien für Verwaltungen, um es an den jeweiligen Kontext vor Ort anzupassen. Einen weiteren Versuch, die Integration der häuslichen Pflege auf regionaler Ebene zu evaluieren, stellten Pilar Hilarión, stellvertretende Direktorin am Instituto Universitario Avedis Donabedian in Barcelona, und Joan Carles Contel vom Katalanischen Regionalen Gesundheitsdienst vor. In ihrer Evaluierung gleichen sie Gesundheits- und Sozialpflegedaten ab, um mögliche Vorteile der Integration sichtbar zu machen, wie z. B. positive Auswirkungen der sozialen Unterstützung auf den Gesundheitszustand älterer Menschen in häuslicher Pflege.

Potenziale der integrierten Pflege freisetzen

In allen Diskussionen wurde betont, dass eine gemeinsame Vision der verschiedenen Anbieter, Bereiche und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf kommunaler und regionaler Ebene entwickelt werden muss. Um diesen Wandel herbeizuführen, brauchen die Behörden politischen Rückhalt auf allen Ebenen, da sie nur so in der Lage sind, ihre Ressourcen für die Entwicklung tatsächlich integrierter Angebote aufzuwenden und so die Lebensqualität älterer Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Internal resources: Integrated Social Services in Europe