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22. Europäische Konferenz des Sozialwesens


Unsere 22. Europäische Konferenz des Sozialwesens fand vom 7. bis 9. Juli in Rom in Zusammenarbeit mit der italienischen EU-Ratspräsidentschaft statt. Die Veranstaltung wurde von mehr als 400 Teilnehmern aus insgesamt 31 Ländern, größtenteils aus Europa, aber auch aus anderen Ländern besucht. Unter den Teilnehmern waren Sozialamtsleiter und direktoren, politische Entscheidungsträger und Fachkräfte, Nutzer sozialer Dienste sowie Vertreter der Wissenschaft und des privaten Sektors. Zentrales Thema waren die Reformen und sozialen Investitionen in Europa.


In den drei Tagen mit intensiven Diskussionen, vier Plenarsitzungen und 30 Workshops zeichnete sich eine klare Aussage zur Unterstützung der Umwandlung unserer sozialen Dienstleistungen ab, um den Bedarf an besseren Bedingungen für Menschen und Gemeinschaften zu befriedigen. Insbesondere wurden vier Richtungen der Veränderungen deutlich, die die Grundlage für den Aufbau einer sozialeren und integrativeren Gesellschaft bilden.


Soziale Investitionen und die Zukunft eines sozialen Europas


In einer Zeit, in der das europäische Sozialmodell aufgrund der schwierigen sozioökonomischen Bedingungen unter Druck gekommen ist und die Behörden vor einem wachsenden Bedarf bei gleichzeitig schrumpfenden Etats stehen, kam die Europäische Konferenz des Sozialwesens zum Beginn der italienischen EU-Ratspräsidentschaft in einem wichtigen Moment. In den letzten Jahren haben Armut und soziale Ausgrenzung dramatisch zugenommen, was die sozialen Ungleichheiten verstärkt hat; selbst die jüngste wirtschaftliche Erholung fällt bisher äußerst labil aus. Für eine Lösung dieser Probleme ist ein Ausgleich des momentan niedrigen Investitionsniveaus durch bürgerorientierte öffentliche Investitionen erforderlich. Investitionen in Menschen und Gemeinschaften stellen den Schlüssel zum Aufbau von integrativen und gedeihenden Gesellschaften dar; daher sind Investitionen in das Sozialwesen der intelligente und nachhaltige Weg nach vorne.


Nicola Zingaretti, Präsident der Region Latium in Italien, und László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Eingliederung, waren zwei der Referenten mit interessanten Perspektiven zu diesem Thema. Lesen Sie mehr.


Arbeit in Partnerschaft


Eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit spielt bei der Entwicklung von Dienstleistungen zur Förderung von wirtschaftlichen und sozialen Investitionen eine zentrale Rolle. Angesichts der veränderten wirtschaftlichen und sozialen Lage in Europa betonten die Referenten auf der Konferenz, dass eine Zusammenarbeit innerhalb des öffentlichen Sektors und mit dem privaten Sektor für effiziente Dienstleistungen, die auf dem Bedarf und Potenzial der Leistungsnutzer aufbauen, eine wichtige Rolle spielt. So kann zum Beispiel eine Zusammenarbeit zwischen dem Pflegesektor und Architekten zur Förderung von Barrierefreiheit und zum Aufbau von integrativen Gemeinschaftsräumen die Autonomie und soziale Teilhabe fördern. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Sektoren sind der Abbau von sektoralen und beruflichen Grenzen und die Förderung eines Dialogs zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor erforderlich. Soziale Investitionen sind ein wichtiger Faktor, da sie die Werte des sozialen Sektors mit kommerziellen Interessen verbinden. Dies kann sowohl positive soziale Auswirkungen als auch nachhaltige finanzielle Erträge sichern. Die Kommunen spielen eine zentrale Rolle beim Aufbau von Infrastrukturen, die einen Diskurs über die richtige Art von sozialen Investitionen mit den verschiedenen Interessensgruppen auf der Grundlage der jeweiligen Probleme und Bedürfnisse vor Ort fördern.


Karl Richter, Geschäftsführer von Engaged Investment in Großbritannien, und Lucina Caravaggi, Professorin an der Universität La Sapienza in Rom, Italien, erläuterten ihre Überlegungen und Erfahrungen. Lesen Sie mehr.


Evidenzbasierte Praxis


Die Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass die Nutzer von den Sozialmaßnahmen nicht in vollem Umfang von diesen profitieren konnten, sondern selbst in Ländern mit hohen öffentlichen Ausgaben Nachteile haben. Die begrenzten Kenntnisse über erfolgreiche Sozialmaßnahmen, der Mangel an klaren Zielen für Maßnahmen und die in puncto Qualität und Führung mangelhafte Umsetzung von Politiken haben dazu geführt, dass die Sozialpolitik neu überdacht werden muss. In vielen Ländern ist es erforderlich, einen Evaluierungsansatz der Maßnahmen in den politischen Entscheidungsprozess zu integrieren. Dies umfasst eine Kartierung des Evaluierungsprozesses entlang dem Zyklus der politischen Umsetzung sowie die Auswahl der geeigneten Methoden zur Erfassung und Analyse von Daten und Evidenz. Die nächsten Schritte nach vorne sind die Schaffung und Nutzung von Wissen hinsichtlich der funktionierenden Methoden, wozu eine Umstellung auf evidenzbasierte Methoden sowie ein Schwerpunkt auf Progression, Rehabilitation und Inklusion gehören.


José-Luis Fernández von der PSSRU der London School of Economics in Großbritannien, Knud Aarup, Vorsitzender des Nationalen Sozialausschusses in Dänemark, und weitere Referenten legten ihre Standpunkte dar. Lesen Sie mehr.


Einbeziehung der Leistungsnutzer


Die Einbeziehung der Leistungsnutzer und ihrer Familien in die Entwicklung, Umsetzung und Bewertung von Dienstleistungen ist ein zentraler Faktor, wenn es darum geht sicherzustellen, dass die „Experten durch Erfahrung“ ein Mitspracherecht hinsichtlich der Umsetzung der Dienstleistungen erhalten, damit die Dienstleistungen den Bedürfnissen der Bürger wirksam entgegenkommen. Auf diese Weise funktioniert eine bedarfsgesteuerte Unterstützung am besten, und die Dienstleistungen werden stärker an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet, statt dass sich die Nutzer an die Struktur zur Erbringung der Dienstleistungen anpassen müssen. Deshalb ermöglichen direkte Investitionen in Menschen – zum Beispiel durch die Förderung von persönlichen Budgets für Menschen mit Behinderungen – pflegebedürftigen Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben und eine Organisation ihrer eigenen Unterstützung.


Lesen Sie mehr darüber, was Peter Lambreghts vom Europäischen Netzwerk für selbstbestimmtes Leben (ENIL) und andere Referenten zu diesem Thema zu sagen hatten.


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