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Konferenz des Sozialwesens in Rumänien


Vom 27. bis zum 28. Mai fand in Cluj-Napoca die 4. Internationale Konferenz des Sozialwesens in Rumänien statt, die vom Sozial- und Gesundheitsdirektorat (DASM) von Cluj-Napoca in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Sozialen Netzwerk (ESN) veranstaltet wurde. Das diesjährige Thema lautete „Partnerschaften bei der Entwicklung gemeinschaftsnaher sozialer Dienste“. Die Veranstaltung umfasste ein breites Spektrum von interessanten Vorträgen, Diskussionen und Workshops, in denen erfolgreiche Partnerschaften im Sozialwesen in Form von lokalen und internationalen sowie sektorübergreifenden und interdisziplinären Projekten vorgestellt wurden. Bei der Eröffnung der Konferenz gemeinsam mit Emil Boc, dem Bürgermeister von Cluj-Napoca, betonte der stellvertretende ESN-Vorsitzende Christian Fillet: „Bei unserer Arbeit zum Schutz und zur Unterstützung der gefährdetsten Menschen unserer Gesellschaft – insbesondere in Zeiten von Sparmaßnahmen – können wir uns nicht länger auf einseitige Lösungen verlassen. Wenn verschiedene Akteure von sozialen Trägern, Verbänden und dem privaten Sektor zusammen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, leisten sie einen Beitrag zu einer aktiveren und sozialeren Gesellschaft.“


Auf der Veranstaltung, die von 160 Teilnehmern aus Rumänien und dem Ausland besucht wurde, wurden zur Eröffnung der Diskussion aus der europäischen Perspektive internationale Partnerschaften erörtert, wie z. B. die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Cluj-Napoca, der Open Society Foundation, dem Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen und dem Europäischen Sozialen Netzwerk. Auch Septimia Dobrescu von der Europäischen Kommission betonte die europäische Dimension in einem Vortrag über die EU-Fonds und Initiativen, die den Mitgliedstaaten für soziale Reformen zur Verfügung stehen, einschließlich des sozialen Investitionspakets, der gemeinschaftsweiten Jugendprogramme und des europäischen Sozialfonds. Ebenso wurden im Vortrag einige der Herausforderungen und Chancen für Rumänien hinsichtlich der Verbesserung der Effizienz und Effektivität bei der Nutzung von europäischen Fonds verdeutlicht, insbesondere in den Bereichen Arbeit, Bereitstellung eines hochwertigen Bildungs- und Gesundheitswesens sowie soziale Eingliederung für junge Menschen und benachteiligte Gruppen.


Außerdem wurden auf der Konferenz einige der Herausforderungen erörtert, vor denen das Sozialwesen in Rumänien steht. Im Jahr 2005 verabschiedete die rumänische Regierung eine nationale Strategie zur Entwicklung des Sozialwesens, um die soziale Kohäsion zu stärken und die Solidarität zwischen den gefährdetsten Gruppen der Gesellschaft zu fördern. Die Teilnehmer wiesen jedoch darauf hin, dass es im Sozialwesen nach wie vor an einem System der Bedarfsermittlung mangele, das bei der Betreuung nicht den Träger, sondern den Betroffenen in den Mittelpunkt stellt. Ein weiteres wichtiges Diskussionsthema waren die Verbesserung der Effizienz und der Abbau von Bürokratie; die Teilnehmer wiesen darauf hin, dass den Sozialarbeitern durch weniger Bürokratie mehr Zeit für die Betroffenen bleibe und dass sie so persönlichere Dienstleistungen anbieten könnten. Zuletzt wurde die große Diskrepanz zwischen den verschiedenen Regionen und Bezirken sowie zwischen städtischen und ländlichen Gebieten als zentrales Problem hervorgehoben, das einer Lösung bedürfe.


Ebenso wurden einige internationale und lokale Beispiele für gute Praktiken aus Cluj und der angrenzenden Region vorgestellt. Márta Marczis vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen berichtete von verschiedenen Flaggschiff-Projekten in Cluj zur Verbesserung des Lebensstandards der Roma in Pata Răt, einer Roma-Siedlung am Rande der Stadt. Eines dieser Projekte mit dem Namen „Geschäftsinkubator“ bietet Schulungen in professioneller Mülltrennung für Erwachsene an, die auf den Mülldeponien in der Nähe der Siedlung arbeiten; in einem Eingliederungszentrum wiederum werden vorübergehende und ständige Unterkünfte für junge und gefährdete Roma-Familien angeboten, die in der Siedlung leben. Ebenso stellte Erika Stark von der Gemeinde Arad (einem ESN-Mitglied) zwei kommunale Projekte vor, die von der Gemeinde geleitet werden: ein „Kreativzentrum“ für Kunsttherapie und einen Wäschereidienst, in dem Menschen mit Behinderungen arbeiten. Beide Projekte dienen zur Förderung der sozialen und beruflichen Rehabilitation und Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderungen.


In einer Sitzung über Partnerschaften zur Weiterentwicklung der ambulanten Betreuung erörterten die Teilnehmer die Herausforderungen und Chancen beim Übergang von der institutionellen zur gemeindenahen Betreuung. Loredana Ercus vom Institut für Öffentliche Politik in Bukarest erklärte, die Anzahl der gemeindenah betreuten Menschen sei zwischen 2007 und 2011 zwar gestiegen, doch in einigen Fällen würden mit EU-Fonds weiterhin Heime gebaut, ausgestattet und erweitert. Voichita Pop von UNICEF sprach über das ambulante Betreuungsmodell, das in Zusammenarbeit mit Kommunalbehörden der Region Nordost entwickelt wird und mit dem sichergestellt werden soll, dass zur Unterstützung der betroffenen Familien vor Ort ein Kinderschutzbeauftragter vorhanden ist. Allerdings seien, wie ESN-Referentin Adrienn Sz. Nagy betonte, für einen erfolgreichen Übergang zur ambulanten Betreuung ausreichende Investitionen in wichtige ambulante Dienstleistungen erforderlich.


Philip Cotterill, ein ESN-Mitglied von der Association of Directors of Adult Social Services (ADASS) in Großbritannien, arbeitet seit dem Jahr 2000 mit sozialen Trägern in Rumänien und insbesondere in Arad zusammen. Er erklärte: „Es war gut, wieder in Cluj zu sein und die Fortschritte im Sozialwesen zu sehen. Zu den wiederkehrenden Themen der Konferenz gehörte die Frage, wie man sicherstellen kann, dass gefährdete Menschen nicht im ‚System’ verloren gehen. Die Teilnehmer müssen zwar aufgrund der aktuellen Finanzkrise mit starken Belastungen fertigwerden, doch sie sind voller Optimismus und Engagement für eine Zusammenarbeit und Partnerschaft mit anderen Trägern, um sicherzustellen, dass gute Praktiken und Erfahrungen zwischen den verschiedenen Gemeinden weitergegeben werden. Zu den wichtigsten Entscheidungen gehörte die Gründung eines Verbands der Fachkräfte des Sozialwesens in der Region zur gegenseitigen Hilfe, Unterstützung und Ermutigung in diesen schwierigen Zeiten.“


Das Europäische Soziale Netzwerk (ESN) unterstützt die Idee eines regelmäßigen Treffens zwischen Fachkräften des Sozialwesens zum Austausch von Ideen und gegenseitigen Lernen; wir sind jederzeit gerne bereit, hierfür mit unserem Know-how behilflich zu sein.


Quellen


Informationen über die Mitarbeit des ESN an der rumänischen Konferenz des Sozialwesens von 2011 finden Sie hier.
Die Vorträge der Konferenz können Sie im ESN-Mitgliederbereich lesen.