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ESN-Seminar zu Sozialplanung

Am 6. und 7. November veranstaltete das Europäische Soziale Netzwerk (ESN) in Zusammenarbeit mit unserem österreichischen Mitglied, der Abteilung für Gesundheits- und Sozialplanung der Stadt Wien, das Seminar ‚Sozialplanung – mehr Kohäsion in lokalen Gemeinschaften fördern‘.

Das Seminar wurde von mehr als 80 Vertretern von Kommunal- und Regionalbehörden aus ganz Europa besucht und bot eine Plattform zum Wissens-Austausch über Prozesse, Modelle und Instrumente der Sozialplanung.

In ihren Vorträgen schlugen die Referenten einen Bogen zwischen Politik, Praxis und Forschung und erörterten dabei ein breites Spektrum von Themen: von integrierter Planung (einschließlich Finanz-, Gesundheits- und Sozialplanung) bis hin zur Planung von sozialen Dienstleistungen für verschiedene gesellschaftliche Gruppen (Kinder, Erwachsene mit Behinderungen, ältere Menschen). Ebenso wurden in den Vorträgen praxisnahe Ansätze und Modelle der Sozialplanung auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene vorgestellt (mit Beispielen aus Wien, Katalonien, Deutschland, Portugal und Polen, um nur einige zu nennen).

„Vor allem angesichts des derzeitigen sozioökonomischen Hintergrunds in Europa ist diese Form der integrierten Sozialplanung kein wünschenswertes Extra, sondern ein Muss.“ Lars-Göran Jansson, Vorsitzender des ESN


Instrumente der Sozialplanung

Edeltraud Glettler, Sektionsleiterin des österreichischen Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz und Vertreterin im EU-Sozialschutzausschuss, betonte bei ihrer Analyse europäischer Sozialpolitik, dass „Sozialplanern auf kommunaler oder regionaler Ebene einige nützliche Instrumente zur Verfügung stehen“, darunter der Europäische Sozialfonds (ESF) und die Statistik der Europäischen Union über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC).

Ken Simler, ein Ökonom der Weltbank, stellte Armutskarten als nützliche Instrumente für effektive Sozialplanung vor, die präzise und vergleichbare Informationen über die Anteile und Dichte von Armut in verschiedenen Gebieten liefern. Ein konkretes Beispiel für die Nutzung von digitalen Karten in der Sozialplanung kam von Rita Valadas von der Santa Casa da Misericordia de Lisboa; sie stellte eine erfolgreiche öffentlich-private Partnerschaft vor, bei der soziale Dienstleistungen mithilfe einer Geo-Kartierung in bestimmten Gebieten und für ausgewählte Zielgruppen wie zum Beispiel ältere Menschen zielgerichtet gestaltet werden.

Gabriela Sempruch vom Masowischen Zentrum für Sozialpolitik in Polen stellte den ‚Rechner der der Kosten der Untätigkeit‘ vor, ein Instrument für intelligentere Sozialmaßnahmen, das in den Kommunalbehörden der polnischen Region Masowien zur Entwicklung kommunaler Strategien in der Sozialpolitik eingeführt wird.

Modelle der Sozialplanung auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene

Peter Stanzl von der Stadt Wien stellte kommunale Planungsstrukturen vor, die auf einem zyklischen Ansatz aufbauen und eine Bewertung und intensive Einbeziehung der Betroffenen im Bereich der Datenerfassung und aggregation in den Vordergrund stellen.

Marc Viñas i Artola von der Regionalregierung Katalonien illustrierte, wie nachbarschaftsorientierte Pläne für ein breites Spektrum sozialer Fragen eine effektive Plattform zur Einbeziehung von gesellschaftlichen Gruppen ermöglichen.

John Farrell vom nordirischen Gesundheits- und Sozialausschuss stellte aktuelle innovative Initiativen integrierter Gesundheits- und Sozialplanung vor, darunter integrierte Pflegepartnerschaften, ein einheitliches Instrument zur Bedarfsermittlung für ältere Menschen und eine elektronische Pflegeakte.

In der Nachmittagssitzung des ersten Tages wurde ausführlicher auf die Planung von sozialen Dienstleistungen für drei ausgewählte Gesellschaftsgruppen eingegangen: Kinder und Familien, Erwachsene mit Behinderungen und ältere Menschen.

Sozialplanung – ein kontinuierlicher Prozess

Am zweiten Tag wurde das Seminar mit Gruppendiskussionen fortgesetzt, in denen die wesentlichen Elemente sowie die wichtigsten Barrieren und Erfolgsfaktoren der Sozialplanung erörtert wurden; hier konnten die Teilnehmer ihre Ansichten und Erfahrungen schildern.

In der abschließenden Podiumsdiskussion kommentierte der österreichische Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Rudolf Hundstorfer, angemenssene Ansätze der Sozialplanung: „Bei der Sozialplanung handelt es sich natürlich um einen kontinuierlichen Prozess, der keine Top-down-Form annehmen darf.“

Quellen