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Der Aufbau von Partnerschaften zur Verbesserung von Leben war das Thema der Jahreskonferenz des Europäischen Sozialen Netzwerks (ESN) vom 6. bis 8. Juli 2015 in Lissabon. Die 23. Europäische Konferenz des Sozialwesens wurde von mehr als 400 Teilnehmern aus 32 Ländern in Europa, Kanada und Australien besucht; gemeinsam erörterten Sozialamtsleiter, Politiker, Fachkräfte, Betroffene, Wissenschaftler und Vertreter des privaten Sektors, wie sich die Ergebnisse für Betroffene und Gesellschaft durch ein breites Spektrum von Partnerschaften optimieren lassen.


Zur Eröffnung der Konferenz betonte Marianne Thyssen, EU-Kommissarin für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten, dass „das Sozialwesen eine unverzichtbare Investition in die Bevölkerung und das Wachstum von Europa darstellt und dass der Schlüssel für eine effiziente Unterstützung der bedürftigsten Menschen in integrierten Sozialleistungen liegt“. In Übereinstimmung mit den Worten der Kommissarin verwies Corinne Cahen, die luxemburgische Ministerin für Familie und Integration, auf die Rolle von Partnerschaften zur Verwirklichung eines effizienteren Sozialwesens sowie auf die Prioritäten der luxemburgischen Präsidentschaft, die am 1. Juli begann: „Wir brauchen neue Partnerschaften, Netzwerke und ein effizienteres Sozialwesen. Auf diese Weise werden wir das Leben der Bürger verbessern und ein wirklich soziales Europa aufbauen.“ Als Schlüsselfaktoren für den erfolgreichen Aufbau von Partnerschaften zur Verbesserung von Leben kristallisierten sich drei Unterthemen heraus: ein Lebenszyklus-Ansatz, der Aufbau kommunaler Partnerschaften und die Rolle der Technik.


Ein Lebenszyklus-Ansatz

Von der Kindheit bis zum Alter lassen sich auf jeder Regierungsebene die Ergebnisse für die Betroffenen sowie für ihre Angehörigen und lokales Umfeld durch den Abbau von Hindernissen und eine Überwindung der Fragmentierung verbessern. In den Vorträgen wurde die Notwendigkeit einer gemeinsamen Entwicklung unter Einbeziehung der relevanten Beteiligten – Wissenschaftler, Fachkräfte und Betroffenen – verdeutlicht.


Wir erfuhren vom PIPPI, demInterventionsprogramm zur Prävention einer Heimeinweisung in Italien, das sich in Verdachtsfällen von Vernachlässigung auf eine Unterstützung der Eltern durch einen fachübergreifenden und integrierten Ansatz der Behörden, sozialen Träger und Familien konzentriert. Ebenso fanden die Teilnehmer heraus, wie die Bundesagentur für Arbeit mit lokalen Sozial- und Jugendämtern in Deutschland zusammenarbeitet, zum Beispiel in Form von kommunalen Jugendberufsagenturen sowie durch Case-Management in Jobcentern. Außerdem hörten wir, wie das niederländische Zentrum für Langzeitpflege die Herausforderungen bei der Integration des Gesundheits- und Sozialwesens für Menschen mit chronischen gesundheitlichen und sozialen Bedürfnissen beurteilt.


Kommunale Partnerschaften

Der Aufbau von Partnerschaften zwischen kommunalen Trägern wurde während der gesamten Konferenz betont; zahlreiche inspirierende Praxisbeispiele verdeutlichten die aktuellen Entwicklungen in Europa. In Schottland spielte eine Partnerschaft zwischen CELSIS (Centre for Excellence for Looked After Children), der schottischen Regierung und den Kommunalbehörden eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von unnötigen Verzögerungen und Verbesserung der Permanenz von betreuten Kindern.


Die belgischen Städte Antwerpen, Brügge, Gent und Mecheln stellten konzertierte Beispiele von „proaktiver Sozialarbeit“ der kommunalen Sozialämter zur Bekämpfung von Kindesarmut, zum Schutz von gefährdeten Familien und zur Schaffung von Netzwerken für ältere Menschen vor. In der italienischen Region Kampanien haben 28 Gemeinden eine einheitliche Anlaufstelle geschaffen, die den Betroffenen nach der Bedarfsermittlung koordinierte Maßnahmen eines multidisziplinären Teams bietet.


Die Rolle der Technik

Immer mehr Behörden entwickeln in Zusammenarbeit mit dem IT-Sektor technische Lösungen für integrierte Antworten auf zunehmend komplexe Bedürfnisse. Zu den Beispielen auf dieser Konferenz gehörten unter anderem Breeze-e, geografische Informationssysteme (GIS) sowie mobile Lösungen.


Breeze-e wurde in Zusammenarbeit zwischen der Bezirksverwaltung Northamptonshire und einem Privatunternehmen als Portal des Sozialwesens entwickelt, das die in Northamptonshire erhältlichen Leistungen und Träger in einer sicheren Umgebung vereinigt, damit sich die Betroffenen die gewünschten Leistungen aussuchen können. Das von Esri entwickelte GIS wird von den kommunalen Sozialämtern zur Unterstützung bei der Analyse von Daten für besser informierte Entscheidungen genutzt. Vertreter von Diona erläuterte auf einem Workshop die Umsetzung von Lösungen über Mobiltelefone und Tablets zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Sozialarbeitern und Betroffenen.


Aussagen für die Zukunft

  • An der Abschlussdebatte am Runden Tisch nahmen Vertreter der Europäischen Kommission, von nationalen und regionalen Regierungen sowie von Landesverbänden der Sozialamtsleiter teil, um die wichtigsten Aussagen über die künftige Ausgestaltung des Sozialwesens zu erörtern:

  • Auf EU-Ebene ist ein integrierter Ansatz erforderlich, damit soziale Eingliederung ganz oben auf der Tagesordnung steht.

  • Für den Sozialschutzausschuss ist es von entscheidender Bedeutung, über einen Austausch hinauszugehen und sich auf Kontrollen zur Gewährleistung effizienter Politik zu konzentrieren.

  • Auf nationaler und regionaler Ebene sind für den Aufbau von Partnerschaften institutionsübergreifende Arbeitsgruppen auf verschiedenen Regierungsebenen wichtig.

  • Im Bereich der Leistungen spielen eine Konzentration auf die Betroffenen und ihr lokales Umfeld sowie eine Einbeziehung sämtlicher Leistungen eine zentrale Rolle für die Verwirklichung von besseren Ergebnissen.