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Das dritte Treffen der ESN Arbeitsgruppe zu Behinderung fand am 19. November 2015 in Vilnius, Litauen statt. Es widmete sich der Frage, wie soziale Dienste und der öffentliche Sektor Menschen mit Behinderung durch personen-zentrierte, differenzierte und koordinierte Unterstützung helfen können, sich nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, um so zu ihrer Inklusion in die Gesellschaft und in ihre lokalen Gemeinschaften beizutragen. Die Umsetzung des von der Europäischen Kommission 2008 vorgelegten Konzepts der aktiven Inklusion in die Wirklichkeit bleibt auch heute weiterhin eine Herausforderung. Aus diesem Grund wurden während des Treffens praktikable Lösungen und Beispiele aus einem Dutzend Länder vorgestellt.


Übergang in den freien Arbeitsmarkt: politische Reformen gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention


Die politischen Strategien und Praxisbeispiele wiesen eine große Vielfalt an Herangehensweisen auf und bezogen zahlreiche Interessengruppen ein. Ihr gemeinsames Ziel war der Wille, sich auf die Fähigkeiten der Menschen und ihre Integration in den freien Arbeitsmarkt zu fokussieren. Dies steht im Einklang mit dem Modell der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), wie Jonas Ruškus, Professor für Soziale Arbeit und Mitglied des UN-Komitees, darlegte.


Da das Treffen in Litauen stattfand, beschäftigten wir uns mit den Reformen und Maßnahmen in den baltischen Ländern. In Estland hat eine Reform zum Thema Arbeitsfähigkeit darauf abgezielt, Denkmuster zu ändern, indem Menschen mit begrenzter Arbeitsfähigkeit geholfen wird, eine passende Beschäftigung zu finden, während zugleich die Tragfähigkeit des Rentensystems sichergestellt wird. Jolanta Šliužienė vom Litauischen Ministerialreferat für Behindertenangelegenheiten stellte Maßnahmen vor, die getroffen wurden, um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung zu fördern, z. B. Beihilfen für Arbeitgeber, finanzielle Unterstützung zur Anpassung des Arbeitsplatzes und gemeinschaftsbasierte soziale Rehabilitationseinrichtungen, die eine unabhängige Lebensführung, persönliche Unterstützung und gemeinschaftsbasierte Freizeitaktivitäten fördern sollen.


Arbeiten mit Arbeitgebern: ein Schlüsselfaktor für Erfolg


Sarah Carr, eine unabhängige Wissenschaftlerin, stellte eine Bewertung der Praxisbeispiele vor, die vor dem Treffen von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe eingereicht worden waren. Die Praxisbeispiele zeigten eine Reihe von Ansätzen: von einer Übergangsphase (z. B. Behindertenwerkstätten) über einen inklusiven Ansatz (z. B. individuelle Vermittlung und Begleitung) bis hin zur Unabhängigkeit (reguläre Beschäftigung). Gabriel Horzinek und Robert Bacher vom Fonds Soziales Wien präsentierten das „Jobwärts“-Programm, das zum Ziel hat, den Übergang vom geschützten zum freien Arbeitsmarkt zu ermöglichen, indem es als Netzwerkstelle für Menschen mit Behinderung, Dienstleister und Arbeitgeber fungiert.


In den Niederlanden wurden gegenseitige Vereinbarungen (SLAs) zwischen den Arbeitgebern, Gemeinden, öffentlichen Sozialen Diensten und öffentlichen und privaten Dienstleistungsanbietern im Rahmen des Locus Netzwerks geschlossen, das vom Niederländischen Verband der Sozialamtsleiter (Divosa) ins Leben gerufen wurde. Indem ein nachfrageorientierter Ansatz gewählt und mit den Bedürfnissen der Arbeitgeber begonnen wurde, ist es gelungen, in zahlreichen Unternehmen nachhaltige Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen. „Anstelle von Job Carving hat sich Locus dem gewidmet, was Arbeitgeber wollen und brauchen – und was funktioniert“, sagte Brigitte van Lierop (Divosa).


Beschäftigungsstrategien gemeinsam mit den Nutzern von sozialen Diensten entwickeln


Agnieszka Pasek vom Rat der Grafschaft Gloucestershire (England) erklärte, wie die gemeinsame Entwicklung von Beschäftigungsstrategien mit Nutzern und die aktive Einbeziehung von Selbsthilfeorganisationen zweifellos dazu beigetragen haben, eine Beschäftigungsrate für Menschen mit Lernbehinderung von 18,3 Prozent zu erreichen, im Vergleich zu 7 Prozent auf nationaler Ebene (Quelle: Adult Social Care Outcomes Framework (ASCOF.)).


Beschäftigung ist ein hervorragender Weg zur Verwirklichung eines unabhängigen Lebens in Würde, sie eröffnet Menschen Wahlmöglichkeiten und gibt ihnen die Kontrolle über ihr Leben, während sie zugleich Schutz gegen Armut bietet und die Inklusion in ihre Gemeinschaften gewährleistet. Wie wir an den Praxisbeispielen gesehen haben, können öffentliche soziale Dienste als Vermittler fungieren und Arbeitgeber vernetzen, während sie Menschen mit Behinderung jene Pflege und Unterstützung zukommen lassen, die diese benötigen, um ihre Herausforderungen im Leben zu überwinden.


Quellen


Ein Bericht mit den Politikanalysen dieses Meetings wird im Mitgliederbereich veröffentlicht werden und alle Praxisbeispiele werden in unserer Bibliothek für Praxisbeispiele zugänglich gemacht werden.
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