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Nach einem Jahr Recherche hat das ESN seinen neuesten Bericht zur Langzeitpflege veröffentlicht. Der Bericht „Putting Quality First – Contracting for Long-Term Care“ [„Qualität an erster Stelle – Auftragsvergabe zur Langzeitpflege“] befasst sich mit der Frage, wie öffentliche Ausschreibungen und Maßnahmen zur Qualitätssicherung einen besseren Zugang zu hochwertigen Angeboten in der Langzeitpflege gewährleisten können.

Rückgriff auf ESN-Wissen und Expertise unserer Mitglieder

Der neueste Bericht erscheint ein Jahrzehnt nach der ESN-Veröffentlichung „Contracting for Quality“. Unterstützt wurde die Studie von Dr. Kai Leichsenring vom European Centre for Social Welfare Policy and Research, der über 70 wissenschaftliche Publikationen und 30 von ESN-Mitgliedern beantwortete Fragebögen ausgewertet hat. Zusätzlicher Input kam aus dem ESN-Seminar zur Qualität in der Altenhilfe und Pflege.

Öffentliche Ausschreibungen zur Qualitätssicherung in der Pflege

Der neue Bericht bestätigt, dass die öffentliche Auftragsvergabe im Bereich der Langzeitpflege in ganz Europa fest verankert ist. In vielen Ländern werden öffentliche Ausschreibungen genutzt, um die Qualität in der Pflege sicherzustellen und zu verbessern. Wir haben beispielsweise gesehen, dass im spanischen Avilés Sozialklauseln eingesetzt werden, um die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals zu verbessern.

Auf dem Weg zu einer gemeindenahen Langzeitpflege

Der Übergang von der stationären zur gemeindenahen Pflege ist ein Trend, der in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Wenn man es Menschen ermöglicht, in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben, hilft es ihnen, eine gute Lebensqualität zu empfinden. Auf diese Weise kann auch die wachsende Nachfrage nach Langzeitpflege gedeckt werden – eine Herausforderung, die in allen Ländern Europas gleichermaßen besteht.

Wie Auftragsvergabe, Qualitätssicherung und gemeindenahe Dienstleistungen erfolgreich miteinander verknüpft werden können, zeigt ein Best-Practice-Beispiel aus dem Bezirksrat von Swindon Borough in Großbritannien: Durch Rückgriff auf die von Mark Friedman entwickelte Methode der ergebnisorientierten Auftragsvergabe konnte Swindon die Zahl der Aufnahmen in Pflegeheimen deutlich reduzieren und die Qualität der Leistungen für die Nutzerinnen und Nutzer verbessern. Erreicht wurde dies, durch eine klare Verknüpfung von Ergebnissen für die Bevölkerung und Leistungskriterien für kommunal erbrachte Dienstleistungen sowie durch die Einbindung von Ehrenamtlichen und lokalen Gemeinschaften, um Pflegekräfte und Pflegebedürftige zu unterstützen.

Stärker personenzentrierte Qualitätskonzepte in den Fokus rücken

In den meisten europäischen Ländern werden die grundlegenden rechtliche Regelungen zur Qualität der Langzeitpflege auf nationaler oder regionaler Ebene getroffen. Ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung ist die Beteiligung von Nutzerinnen und Nutzern in der Planung, Erbringung und Evaluierung der Angebote. Um sicherzustellen, dass die Dienstleistungen an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden, hat Ungarn zum Beispiel die Möglichkeit einer „Heim-Selbstverwaltung“ von Pflegeheimbewohnern geschaffen. Diese Bottom-up-Initiative der Nutzerinnen- und Nutzervertretung trägt dazu bei, dass deren Interessen und Bedürfnisse bei der Erbringung von Pflegeleistungen und sozialen Aktivitäten in stationären Einrichtungen berücksichtigt werden.

Praxisbeispiele und Empfehlungen

Der Bericht enthält zahlreiche Best-Practice-Beispiele, die qualitativ bessere Leistungen in der Langzeitpflege zum Ziel haben. Diese dienen als Modell für öffentliche Sozialdienste in ganz Europa. Das ESN hat sich verpflichtet, für die EU und auf nationaler und kommunaler Ebene fortlaufend Empfehlungen zu geben, um die Anbieter von Langzeitpflege auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Unsere Empfehlungen umfassen:

  1. Unterstützung des Ausbaus von häuslicher Pflege und Community Care für ältere Menschen,
  2. Neuauflage des freiwilligen Qualitätsrahmens für Sozialdienstleistungen von 2010,
  3. Einhaltung und Umsetzung des Grundsatzes 18 der Europäischen Säule sozialer Rechte (EPSR), in dem das Recht einer jeden Person auf hochwertige Langzeitpflegedienste untermauert wird,
  4. Anerkennung der Bedeutung von informellen Pflegekräften und Beschäftigten in der Pflege,
  5. Schritte in Richtung einer ergebnisorientierten Beschaffung und Auftragsvergabe von Langzeitpflegediensten auf kommunaler Ebene.

Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen werden.

 

Quellen:

ESN (2021) Putting Quality First – Contracting for Quality

ESN 2020 Seminar: Quality in Ageing and Care https://www.esn-eu.org/news/europes-social-care-leaders-share-practice-quality-ageing-and-care

ESN (2017) Investing in later life - A toolkit for social services providing care for older people https://www.esn-eu.org/sites/default/files/publications/Ageing_and_CareToolkit_final_WEB.pdf

ESN (2010) Contracting for Quality https://www.esn-eu.org/sites/default/files/publications/2010_Contracting_for_Quality_EN.pdf

European Centre for Social Welfare Policy and Research, Wien https://www.euro.centre.org/